Praxiswissen - für eine blütenreiche Heimat

Die buntesten Wiesen und Weiden findet man häufig auf wenig ertragreichen, nährstoffarmen und kalkreichen Böden!

Insbesondere auch hier an der Schwäbischen Alb sind sie besonders schön, die Magerwiesen, auf denen Heu und Öhmd noch abgeerntet werden und weisen eine große Artenvielfalt auf. Heuwiesen bieten eine enorme Farben- sowie Formenvielfalt von Blumen und Kräutern auf den oftmals klein parzellierten Flächen!

Streuobstwiesen und Wildblumenwiesen sowie Trockenrasenflächen sind vielfältig, bunt und artenreich, eine Zierde für jede Landschaft, sie beherbergen eine Fülle der verschiedensten Tier- und Vogelarten und schenken Nahrung in Fülle.

Blumenwiesen bieten einer großen Anzahl von Insekten, insbesondere Wildbienen, Honigbienen, Hummeln und Schmetterlingen sowie anderen Kleinlebewesen, gute Futter- und Lebensbedingungen und können auch im innerstädtischen oder dörflichen Bereich, durch extensivere Pflege oder Neuansaat Verwendung finden.


Blühflächen in der Stadt

Auf Grund des gewachsenen Umweltbewusstseins, aus ästhetischen, aber auch aus Kostengründen ist es wünschenswert, wenn in Städten und Gemeinden eine verstärkte Verwendung von auf Dauer bunt blühenden Pflanzenbeständen als Blumenwiesen erfolgt.

So war es nahe liegend diese floristischen Elemente aus der freien Landschaft bei uns, in die Grünflächen der Stadt Mössingen zu übernehmen, zu übertragen und sich mit der Neuanlage artenreicher Blumenwiesen am Wegesrand zu beschäftigen!

Vielfältige Pflanzenbestände entwickeln sich dort, wo die Rahmenbedingungen günstig sind. Besonders artenreiche, bunt blühende Wiesenflächen können hier vieles zum Guten hin ausgleichen!


… damit nicht nur Gras drüber wächst

Steppensalbei, Wilder Majoran, Hornklee, Labkraut, Österreichischer Lein, Karthäusernelke, Wundklee, Ysop, Thymian und Blauminze zum Beispiel kommen auch mit innerstädtischen Bedingungen gut zurecht, zugleich werden sie von vielen Insekten gerne und oft beflogen.

Diese staudig wachsenden Kräuter sind neben einjährigen Sommerblumen, daher die zuverlässigsten Arten bei der Aussaat und der Gestaltung artenreicher Pflanzenbestände mitten in der Stadt!

Doch die Saatgutbeschaffung ist nicht einfach. Denn solche Samengemenge, die bunt einjährig, zweijährig und auf Dauer blühen, werden am Markt bisher immer noch zu wenig nachgefragt.

Auf den Grünstreifen entlang von Straßen, Wegen und Plätzen in einer Stadt lassen sich viele Blumen nur dann über Jahre halten, wenn man gelernt hat konkurrierende Gräser und stark wachsende Ackerwildkräuter, sowie Ruderalpflanzen in ihrer Entwicklung zu steuern und zu beeinflussen.

 

Einsaat großer und kleiner Flächen

Wer schon einmal feinen Blumensamen flächenweise ausgesät hat weiß, dass es nicht einfach ist, das Saatgut gleichmäßig, also nicht zu dicht, aber doch in genügender Menge zu verteilen.

Wie mag das erst im größeren Maßstab funktionieren?

Oft werden wir darauf angesprochen, wie die charakteristischen Mössinger Blumenwiesen angelegt werden. Denn die Blumenstadt unterscheidet sich durch ihre großen, lang gezogenen Blühflächen sehr von anderen Städten.

 

Aussaat

Auch für Profis ist eine gleichmäßige Aussaat nicht ganz einfach. Theoretisch kann man natürlich mit der Hand und viel Gespür arbeiten.

Auch eine Drillmaschine, wie sie auf vielen Bauernhöfen zur Aussaat von Getreide oder Raps, verwendet wird, ist denkbar. Voraussetzung wären aber relativ große, ackerähnliche Flächen.

Oft sind jedoch selbst die großen innerstädtischen Flächen unterbrochen durch Verkehrsschilder, Wegweiser, Ruhebänke, Baumstandorte, Gehölzgruppen, Parkflächen usw.

Auf den meisten Vegetationsflächen sind die möglicherweise veränderbaren Bereiche ohnehin sehr schmal, oder es sind nur ganz kurze Abschnitte, die überhaupt mit einem kompakten Kommunal-, Obst- oder Weinbautraktor befahrbar sind.


In der Regel vermengen wir das Saatgut vorher mit Vermiculite und mineralischen Mehrnähstoff-Düngern als Zuschlagsstoffe oder auch Quarzsand, Sägemehl, von Hand auf einer Folie oder auch mit einer einfachen Betonmischmaschine, die allerdings sehr sauber, bzw. vorher gereinigt sein muss, wird alles gut vermengt.

So kann das Volumen der Mischung einfach erweitert werden und die Vermengung gelingt besser, als wenn man nur reines Saatgut zusammenbringt.

 

Mössinger Sommer-Blühflächen

In unseren Mössinger Blumenträumen werden mittlerweile annähernd 40 verschiedene Blumen und Kräutersämereien miteinander verarbeitet und in genau fest gelegten Anteilen zu besonderen Mischungen zusammengestellt.

Insgesamt arbeiteten wir früher auf den Flächen der Blumenstadt Mössingen regelmäßig mit bis zu 60 verschiedenen Blumenarten, abwechselnd auf vielen großen und schmalen, lang gezogenen oder auch sehr kleinen Flächen mit insgesamt etwa 50.000 bis 60.000 Quadratmeter jährlich!


Meist werden die Gemenge und deren Zuordnung bereits im Spätwinter vorbereitet. Deshalb muss auch die Farbigkeit und Aufwuchshöhe schon früh im Jahr für die verschiedenen Flächen vorgeplant werden.

Mit einem für die Traktoren extra angebauten/aufgesattelten Vicon-Düngestreuer der das Saatgut auf die großen Flächen über ein nach links und rechts schwingendes Pendelrohr verteilt, wird das Saatgut dann im Frühjahr großflächig ausgebracht.

Werden im Streuvorgang die vielen kleinen Samenkörnchen gleich mit Düngegranulaten vermengt, kann dabei beispielsweise auch eine relativ kleine Menge von 10 kg Klatschmohn-Samen auf 10.000 qm gut verteilt werden.

Für ein gutes Ergebnis und mit Blick auf die Kosten ist es jedoch wichtig, dass nicht zu viel Saatgut ausgebracht wird. Manchmal reichen - wie beim Mohn - schon ein paar Gramm, um die Fläche eines Quadratmeters zum Blühen zu bringen.

Entscheidend ist außerdem eine offene Bodenoberfläche mit einem fein bearbeiteten Saatbett. So können die winzig kleinen Keimlinge bei günstiger Witterung in wenigen Wochen schnell und zuverlässig zu herrlich blühenden Blumenwiesen heranwachsen.